Was man vom Umgang mit einer Clique lernen kann

Wenn Jugendliche einer Clique angehören, dann missfällt das in der Regel den Eltern. Sie fangen an, ihren Kindern zu erklären, warum die Clique nicht gut für sie sei. Die Gründe sind dann meist vielfältig: Zu viel Alkohol oder andere Drogen, Kriminalität, Fokus auf unwichtige Dinge und vieles mehr. Die Eltern fragen sich häufig nicht, was ihr Kind in der Gruppe findet, was es sonst nicht hat. Die Bedeutung Clique ist hier ein Personenkreis, der seine eigenen Gruppeninteressen verfolgt.

Ähnlich ist es in der Politik: Die AFD konnte sich bilden, weil sich Personen mit ähnlichen Interessen gefunden haben. Sie bildete sich im Jahr 2013 als euroskeptische und rechtsliberale Partei. Der Parteigründer Bernd Lucke verließ die Partei mit der Begründung einer Zunahme islam- und ausländerfeindlicher Ansichten in dieser. Auch Olaf Henkel, als ein weiterer Kopf der Partei verließ die Partei kurz darauf mit ähnlichen Worten.

Die Presse und die Parteien hatten in den folgenden Jahren nichts weiteres zu tun, als bei jeder Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass die AFD rechtspopulistisch sei und dass in der Partei völkisch nationale, rassistische und nationale Tendenzen herrschen. Bei jeder verbalen Entgleisung in den Medien wurde eine ähnliche Tonart angespielt. Leider hat sich keiner gefragt, warum immer mehr Menschen ihre Stimme der AFD gegeben haben. Was fanden diese in der Clique, was die eigentliche Familie nicht mehr geben konnte oder kann?

Die Landtagswahl in Baden Württemberg zeigte, wie rasant sich die AFD zu entwickeln vermochte. Im Jahr 2016 erreichte die AFD dort 15,1 Prozent. In Rheinland-Pfalz war das Ergebnis mit 12,6 Prozent im gleichen Jahr nur unwesentlich schlechter. Die CSU versuchte den rechten Rand der sonst gemäßigten Wähler wieder zu besetzen. Die Debatte um die Flüchtlingsobergrenze verfehlte jedoch das Ziel. Die Menschen wollten keine Obergrenze. Diese Zahl ist zu abstrakt und nicht greifbar. Die Menschen wollten der Bundesregierung vertrauen. Sie wollten nicht hören „Wir schaffen das“ – nein, sie wollten wissen, wie es geschafft wird. Ganz unterschiedliche Fragestellungen wollten beantwortet werden: Wie lange bleiben die Flüchtlinge im Land? Wie sollen diese integriert werden? Wie unterscheidet man Wirtschaft- und Kriegsflüchtlinge? Wie lange bleiben die Grenzen geöffnet? Werden die Familien nachreisen können? Wie wird das ganze finanziert? Wie wird sich mein persönliches Leben verändern? Wird es für mich persönlich schlechter? Zugespitzt ging es um Existenzängste! Ob begründet oder nicht, spielt in diesem Fall gar keine Rolle.

Die Antwort blieb auch im Bundestagswahlkampf aus. Bundeskanzlerin Merkel trat erneut an: „Für ein Deutschland in dem wir gut und gerne leben“. Martin Schulz, der während des kompletten Wahlkamps eine Aussage zu möglichen Koalitionen vermied, wurde auf den Wahlplakaten unter anderem mit folgendem Wahlspruch abgelichtet: „Eine Gesellschaft ist nur dann gerecht, wenn alle die gleichen Chancen haben“…

Die Antwort der Bevölkerung blieb (leider) nicht aus: Die AFD gewann 7,9 Prozentpunkte dazu und wurde drittstärkste Fraktion, wohingegen die regierenden Parteien zusammen 13,8 Prozent verloren haben.  Erkenntnisse bei Angela Merkel waren, dass alle Wahlziele erreicht wurden:
– Die CDU ist stärkste Fraktion
– Keine andere Partei kann an der CDU vorbei eine Regierung bilden
Die SPD schließt eine erneute Koalition mit der CDU direkt nach der Wahl aus und kündigt an in die Opposition zu gehen.

Gefeiert hat sich die AFD, die direkt angekündigt Frau Merkel zu jagen – und sich ihr Land und Volk zurückholen.

Und was passiert weiter? Die Medien bereiten zur Zeit auf, dass es gar nicht so schlimm gewesen sei. Über Umfragen zeigen Medien und Wahlforscher auf, dass die Wählerwanderungen keinen Rechtsruck als Ursache haben. Nein, das Thema „Innere Sicherheit“ sei nur von der AFD besetzt worden. Der Protest sei den Wählern wichtiger gewesen, als der Inhalt.

Greifen wir das Beispiel mit der Clique wieder auf: Wenn ein Jugendlicher, trotz des Protestes der Eltern in der Clique mitmacht und sich beispielsweise am Diebstahl eines Autos beteiligt. Wie reagieren dann die Eltern? Vermutlich wird schnell aufgezeigt, dass es nicht gut und richtig war, in der Clique mitzumischen. Die Stimmungslage bei den Eltern wird sicherlich in die Richtung gehen, dass ihr Kind nicht so ein Rowdie, wie der Rest sei…

Hoffentlich haben die Eltern mit ihrer Einschätzung recht. Es wird Zeit, dass die Parteien, die jetzt noch eine Mehrheit haben, verstehen, welche Ängste die Bürger haben. Es wird Zeit, dass diese wieder ernst genommen werden. Ich wünsche mir weniger Bilder von den großen Weltgipfeln, denn von dort oben kann man vielleicht weit gucken, jedoch sieht man nicht, was am Fuße des Berges vor sich geht.

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